Kampf um die Natur: Auricher Stadtplanung bedroht bedeutsames Biotop

7. Dezember 2023 10:30 Uhr. Veröffentlicht von . Schreibe einen Kommentar

Heute dreht es sich hier ausnahmsweise mal nicht um die B210n, sondern um ein weiteres Gebiet, welches gefährdet ist. Die Stadt Aurich steht vor einem ethischen Dilemma, das nicht nur Umweltschützer, sondern auch die Bewohner dieser Gemeinschaft betrifft. Im Fokus steht ein geplantes Baugebiet, das sich auf einer der letzten artenreichen und gesetzlich geschützten Grünlandflächen befindet. Diese Fläche ist Heimat für seltene Pflanzen- und Tierarten und spielt eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung plant die Stadt Aurich, diese natürliche Oase zu opfern. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe dieses kontroversen Vorhabens und die damit verbundenen Herausforderungen.

Die Schönheit des Biotops
Die geplante Baumaßnahme betrifft eine der letzten verbliebenen artenreichen Grünlandflächen in Aurich. Auf dieser Fläche sind das gefährdete Kammgras und das Englische Fingerkraut beheimatet, beide auf der Roten Liste Niedersachsens verzeichnet. Die Fläche wird von nach BNatSchG geschützten Wallhecken begrenzt, in denen die besonders geschützte Schwertlilie wächst. Ein streng geschützter Mäusebussard hat dort seinen Horst, und auf der Wallhecke befindet sich ein Nest der gefährdeten Waldameise. Diese bildet wiederum die Nahrungsgrundlage für den streng geschützten Grünspecht. Das Biotop beherbergt auch Durchzügler wie Mistel-, Rot- und Wacholderdrosseln sowie Stare in großer Anzahl. Auch der Brutnachweis der gefährdeten Gartengrasmücke liegt vor. Diese Vielfalt macht das Biotop zu einem ökologischen Idyll.

Das geplante Baugebiet
Trotz dieser einzigartigen Ökologie plant die Stadt Aurich, das Baugebiet „Kirchdorfer Straße“ zu entwickeln. Das artenschutzrechtliche Gutachten, von der Stadt in Auftrag gegeben, bestätigt die Bedeutung des Biotops. Dennoch scheint der Schutzgedanke in der Planung zu unterliegen. Die geplanten Baumaßnahmen könnten das fragile Gleichgewicht des Biotops empfindlich stören und die Existenz zahlreicher geschützter Arten gefährden.

Kontroverse Entscheidungen im Ortsrat
Trotz nachdrücklicher Bedenken des NABU hat der Ortsrat Extum/Haxtum/Kirchdorf/Rahe einstimmig für das Bauprojekt gestimmt. Die Haltung der Ratsmitglieder wirft Fragen auf, da sie offenbar im Widerspruch zu den gesetzlichen Schutzbestimmungen stehen. Die Entscheidung des Ortsrats zeigt, dass der Schutz von bedrohten Ökosystemen nicht immer die höchste Priorität in städtischen Entwicklungsplänen hat.

Die rechtliche Situation
Die Stadt Aurich plant, das Hintertürchen des §30 BNatSchG zu nutzen, um eine Ausnahme zu erwirken. Diese Ausnahme erfordert jedoch einen Ausgleich mit einem Biotop vom selben Typ, der in den standörtlichen Gegebenheiten und der Flächenausdehnung mit dem zerstörten Biotop im Wesentlichen übereinstimmt. Das artenschutzrechtliche Gutachten und die gesetzlichen Bestimmungen legen jedoch nahe, dass diese Ausnahme aufgrund der geplanten Ausgleichsflächen im Extumer Hammrich nicht gerechtfertigt ist.

NABU’s Standpunkt und kommende Schritte
Der NABU Aurich hat wiederholt seine Bedenken gegen das Baugebiet geäußert und plant, diese in der Bauausschusssitzung am 07.12.2023 erneut vorzubringen. Der Naturschutzbund betont die Notwendigkeit, Alternativen zu prüfen, die das Biotop schonen würden, selbst wenn sie aufwendiger oder teurer werden. Die bevorstehende Sitzung wird zeigen, ob der Umweltschutz letztendlich dem Druck der städtischen Entwicklung weichen muss.

Die geplante Bebauung in einem der letzten artenreichen Biotopen in Aurich ist ein Weckruf für den Schutz bedrohter Ökosysteme. Es liegt an den Bürgern, sich bewusst zu werden, wie wichtig es ist, die Natur zu bewahren und sich für nachhaltige Entwicklungen einzusetzen. Der Erhalt solcher einzigartiger Lebensräume sollte Priorität haben, um die Vielfalt unserer Umwelt für kommende Generationen zu sichern.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Terranova

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